Das Wechselmodell, auch paritätisches Wechselmodell genannt, beschreibt eine Betreuungsform nach einer Trennung oder Scheidung, bei der beide Elternteile die Betreuung ihres Kindes zu gleichen Teilen übernehmen. Im Gegensatz zum Residenzmodell, bei dem das Kind hauptsächlich bei einem Elternteil lebt und der andere Elternteil Besuchszeiten hat, wird das Kind beim Wechselmodell in einem ausgeglichenen Verhältnis von beiden Eltern betreut. Dabei teilen sich die Eltern nicht nur die Betreuungszeiten, sondern tragen auch gemeinsam die finanziellen Kosten.

Voraussetzungen für das Wechselmodell

Ein paritätisches Wechselmodell kann entweder durch die Einigung der Eltern oder durch eine gerichtliche Anordnung im Rahmen eines Umgangsverfahrens festgelegt werden. Dabei müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, um das Wohl des Kindes zu gewährleisten. Diese beinhalten:

  • Erziehungskompetenz beider Elternteile: Beide Eltern müssen in der Lage sein, das Kind angemessen zu erziehen und zu fördern.
  • Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit: Eine funktionierende Absprache zwischen den Eltern ist essenziell.
  • Stabile Eltern-Kind-Beziehungen: Das Kind sollte eine sichere und enge Bindung zu beiden Elternteilen haben.
  • Geringe Konfliktbelastung: Hohe elterliche Konflikte oder Loyalitätskonflikte des Kindes können das Wechselmodell erschweren.
  • Gleichwertige Beiträge zur Entwicklung des Kindes: Beide Eltern sollten aktiv an der Erziehung und Förderung beteiligt sein.

Wann greift das Wechselmodell?

Damit ein Wechselmodell als paritätisch anerkannt wird, müssen die Betreuungszeiten nahezu gleichmäßig auf beide Elternteile verteilt sein. Eine 50:50-Aufteilung gilt als Idealform. Abweichungen sind nur in sehr geringem Maße zulässig: So werden Betreuungsanteile von 48 % zu 52 % noch als Wechselmodell anerkannt, während eine Verteilung von 55 % zu 45 % nicht mehr als paritätisches Wechselmodell gewertet wird. In diesem Fall wäre der Elternteil mit dem geringeren Betreuungsanteil unterhaltspflichtig.

Fazit

Das Wechselmodell ermöglicht es Kindern, weiterhin eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen zu pflegen, auch nach einer Trennung. Damit es funktioniert, sind eine gute Kooperation zwischen den Eltern sowie eine gerechte Verteilung von Zeit und Verantwortung notwendig. In Fällen, in denen die Balance nicht mehr gewährleistet ist, greifen die gesetzlichen Unterhaltsregelungen entsprechend.

Julia Hoffmann – Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht

www.anwalt-experten.de/rechtsanwaeltin-julia-hoffmann/

Blogbeitrag teilen